Prof. Dr. Rolf Hille: Literaturbericht zu „Ulrich Parzany, Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ein Appell zum mutigen Bekenntnis“
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“. Mit diesem Zitat aus Apg 5,29 appelliert der Vorsitzende des Netzwerkes „Bibel und Bekenntnis“, Pfarrer Ulrich Parzany, an alle Verantwortlichen in Kirche und Gesellschaft. Es geht in einer Zeit, in der Christen in der Gefahr stehen, sich aus Angst hinter Kirchenmauern zurückziehen, darum zum mutigen Bekenntnis aufzurufen.
In seiner Einleitung beschreibt der Autor schonungslos, wie kritische Zeitgenossen Gottes Gebote missachten und die Bibel grundsätzlich infrage stellen. Stattdessen jagt die westliche Welt dem Wohlstand und Vergnügen nach und hält Gottes Wort für wenig plausibel. Selbst wenn man die 60% der Bevölkerung, die sich noch zu einer der großen christlichen Kirchen halten, anschaut, dann verdunstet doch der Einfluss des christlichen Glaubens auf allen Ebenen der Gesellschaft. Die Kirche bietet ein zerrissenes und verunsichertes Bild. Gibt es noch Orientierung?
Genau darum geht es Parzany in diesem 192 Seiten umfassenden Appell an die Öffentlichkeit in Kirche und Welt.
Ulrich Parzany, Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen – Ein Appell zum mutigen Bekenntnis, gebunden, 192 Seiten mit Schutzumschlag, SCM Hänssler, Sept. 2018 (ISBN 3-7751-5883-1), Preis: 16,99 Euro.
Hier ein Kurzfilm zur Vorstellung des Buches.
Der Autor schildert realistisch, in welch schwierigen Gewässern sich die frühen Christen bereits im Römischen Reich befanden. Obwohl das Imperium Romanum eigentlich sehr tolerant mit religiösen Minderheiten umging, haben die Christen und Juden doch harte Verfolgungen durch die römischen Kaiser auf sich gezogen. Und dies, weil sie nicht bereit waren, dem Herrscher als Gottheit zu huldigen. In diesem Zusammenhang muss man von der Zeit des Neuen Testaments an bis ins 4. Jahrhundert die Geschichte der Gemeinde Jesu Christi als eine Herausforderung für uns heute wahrnehmen. Widerspruch und Widerstand gegen den Glauben ist etwas ganz Normales. Jesus hat seine Jünger in eine Welt gesandt, die im Aufruhr gegen ihn und sein Reich ist. In dieser bedrohlichen Situation gilt es, das Wort der Apostel Petrus und Johannes ernst zu nehmen und in die heutige Situation zu übertragen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.
Angesichts der Gefahr für Leib und Leben oder dem Risiko, sein bürgerliches Ansehen zur Disposition zu stellen bzw. wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen, gilt es sich unerschrocken zu Christus zu bekennen. Parzany fügt in seine Analysen und theologischen Perspektiven persönliche Zeugnisse von Christen, die unter Verfolgungsdruck stehen, ein. Dadurch gewinnt das Ganze Profil und Farbe. So lässt er die Iranerin Laden Nouri ein Zeugnis ablegen über die Situation in der islamischen Republik, in der die Ayatollahs und fanatischen Glaubenswächter das Sagen haben. Nouri schildert, wie sie es in ihrer Heimat gewagt hat, sich vom Islam abzuwenden und Christin zu werden. Sie berichtet, welche Konsequenzen dies für ihr Leben und ihre Familie hatte. Ein weiteres, ganz anderes Beispiel ist die Schwierigkeit des Chefarztes Thomas Börner, der es als verantwortlicher Arzt ablehnt, Abtreibungen in seiner Klinik vorzunehmen. In der Folge wird er gezwungen, seine berufliche Position aufzugeben. Er schreibt: „Als Chefarzt gibt man die Richtlinien vor. Es wäre doch inkonsequent zu sagen: ‚Ich persönlich mache keine Abtreibung, dafür aber mein Oberarzt.‘“
Auf dem Hintergrund aktueller Schwierigkeiten von Christen schildert Parzany dann noch einmal die Situation der Christen in der frühen Kirche. Daran schließen sich eine Reihe von Glaubenszeugnissen an. Biblisch orientierte Bekenner, die in der Zeit des Mittelalters und der Reformation mutig ihren evangeliumsgemäßen Glauben bekannt haben, kommen zu Wort. Parzanys Absicht ist in dieser Hinsicht klar: Er will aufwecken und gar zu ängstliche Christen in unserer Gesellschaft herausfordern, ebenso entschlossen Jesus zu bekennen, wie das die Märtyrer in der Vergangenheit getan haben.
Aber ist das Verhältnis der Christen zum Staat wirklich so einfach, dass man es durch den Hinweis auf die Märtyrerakten beantworten könnte? Ulrich Parzany diskutiert als Bibeltheologe auf dem Hintergrund dieser Frage wichtige Stellen im Neuen Testament, die vom Gehorsam gegenüber der Obrigkeit sprechen; so z.B. Römer 13,1-7 oder die Aufforderung des Petrus, aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan zu sein (1. Petrus 2,13-17). In dem komplexen Zusammenhang zwischen Martyrium einerseits und der Bereitschaft, sich als Christ in den Staat einzuordnen und dessen Gesetze zu befolgen, differenziert der Autor das christliche Staatsverständnis. Er verweist auf die antichristlichen Züge, die der Staat annehmen kann. Hier ist vor allem an Offenbarung 13,6-9 zu denken. Das Resümee ist eindeutig. Die Christen sollen als loyale Staatsbürger ihr Bestes in der Gesellschaft geben und so zum allgemeinen Wohl beitragen. Aber sie müssen dem Staat Widerstand leisten, wenn dieser grundsätzlich von Gottes Geboten abweicht und Dinge einfordert, die Gott verboten hat. Für diese Situation gilt der Leitspruch: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“.
Die höchst notwendige Unterscheidung zwischen Gehorsamspflicht gegenüber dem Staat und entschlossenem Widerstand wirft sodann die Frage auf, wie man als Christ den Willen Gottes erkennen kann. Das Stichwort „Nachfolge Jesu“ besagt, dass Christen Menschen sind, die hinter Jesus hergehen, die sich an seinem Weg und an seinem Wort orientieren und messen lassen. In der Konsequenz ist damit auch die Bibelfrage aufgeworfen. Ist dieses Buch wirklich Gottes Wort oder führt es Menschen, die ihm gehorchen wollen, in eine gesetzliche Abhängigkeit? Gut reformatorisch verweist Parzany auf den grundlegenden Unterschied zwischen Rechtfertigung allein aus Gnaden und der Verpflichtung zum Gehorsam gegen Gottes Gebot. Die Gebote sind uns nicht als Heilsweg gegeben, d.h. durch unsere Anstrengungen werden wir vor Gott nicht gerecht. Vielmehr nimmt Gott uns aus Gnade so an wie wir sind. Aber dann lässt er uns nicht so wie wir sind, sondern erneuert uns durch seinen Geist und macht uns zum Gehorsam fähig.
Nach diesen grundlegenden theologischen Einsichten wendet sich der Autor erneut dem inneren Zustand unserer Gesellschaft zu. Das hohe Gut der Freiheit, das die europäischen Völker und die Vereinigten Staaten von Amerika Ende des 18. Jahrhunderts erkämpft haben, ist ein hohes Gut, das auch von Christen wertgeschätzt wird. Wenn jedoch die Selbstbestimmung zum höchsten Lebenswert erklärt wird und damit der moderne Mensch jede Bindung abschütteln will, dann verstrickt er sich in Sünde und Gottlosigkeit. Deshalb ist es unabdingbar, dass Christen in der Gesellschaft eindeutig das Gebot Gottes verkündigen.
Ein weiteres Kapitel im Zusammenhang der Auseinandersetzung mit der modernen Welt trägt den Titel „Toleranz“ und der „Streit um die Wahrheit“. Religionsfreiheit gehört zu den entscheidenden Freiheitsrechten demokratischer Staaten. Im Blick auf die pluralistische Gesellschaft, in der Atheisten, Christen, Agnostiker, Muslime und Juden zusammenleben ist es eine unabdingbare Aufgabe des Staates, die öffentliche Ordnung und den Frieden zu gewährleisten. Deshalb muss es zu einer Trennung von Kirche und Staat kommen. An dieser Stelle ist Ulrich Parzany sehr konsequent und kritisiert im historischen Rückblick jede Form von Staatskirchentum und politischem Einfluss, den diverse Religionen und ihre Institutionen wahrgenommen haben. Die Lage stellt sich jedoch ganz anders dar, wenn es um die Frage Pluralismus oder Pluralität in der Kirche geht. So sehr man vom Staat Toleranz im Umgang mit den verschiedenen Weltanschauungen und Lebensentwürfen fordern muss, so sehr ist die Gemeinde Jesu Christi an das Wort ihres Herrn gebunden. Die Kirche hat zwar vielfältige Erscheinungsformen in ihren unterschiedlichen konfessionellen Wurzeln, aber sie darf keinen Pluralismus dulden, der die Gültigkeit des Wortes Gottes infrage stellt. Toleranz und Pluralismus in der weltlichen Gesellschaft muss von der Eindeutigkeit der Christusnachfolge unterschieden bleiben.
Allerdings ist einem gefährlichen Missverständnis zu wehren, nämlich der Vorstellung, dass die gesellschaftliche Toleranz es erforderlich mache, dass Christen nicht mehr öffentlich über ihren Glauben reden und die evangelistische Verkündigung im großen Rahmen nicht mehr wagen. Das Evangelium ist bei aller politischen Toleranz eine von Gott gegebene öffentliche Wahrheit, die es auf allen Ebenen zu bekennen und offensiv zu vertreten gilt. Auf den Vorwurf des Gewaltverdachts im Blick auf evangelikale Christen verweist Parzany nachdrücklich auf das Gebot der Feindesliebe. Sie ist weit mehr als nur aktive Toleranz.
Ulrich Parzany vertieft seine Erörterungen über das Toleranzproblem durch den Hinweis, dass Christen eine doppele Verantwortung tragen. Sie sollen einerseits den globalen Frieden zwischen den Religionen stärken und andererseits den sozialen Frieden in der Gesellschaft fördern. Am Beispiel eines Papiers der rheinischen Landeskirche, beschlossen auf der Synode in Bad Neuenahr, zeigt Parzany, dass die rheinische Kirche eine inakzeptable „theologische Positionsbestimmung“ vorgenommen hat, weil sie um des religiösen Friedens zwischen Muslimen und Christen willen auf jede Art direkter Mission verzichtet. Begründet wird dies theologisch damit, dass die Muslime ihre Gottesbeziehung durch den Koran bereits hätten. Sie brauchen deshalb nicht mehr die Hinwendung zu Jesus Christi als dem Herrn und Erlöser zu vollziehen.
In den Kapitel 8-11 erörtert der Autor „altbekannte Konfliktfelder“. Er zeigt auf, dass vornehmlich die zweite Tafel des Dekalogs nach wie vor auf aktuelle Probleme in der modernen Gesellschaft bezogen ist. Zunächst bezieht sich der Autor auf die Frage: „Ist der Ehrliche der Dumme?“ Am Beispiel eines jüngeren Mannes, den Parzany mit dem Pseudonym „Klaus“ kennzeichnet, exemplifiziert er die Unehrlichkeit vieler Zeitgenossen im Blick auf verschiedenste Geschäftsbereiche. Die allenthalben festzustellende Habgier konfrontiert er mit einer Fülle von Bibelstellen zum Thema „Geldgier und Mammon“. Es schließt sich ein Kapitel zum Thema „Sonntagsheiligung“ an, in dem der Autor auf die Bedeutung des wöchentlichen Ruhetags und die Heiligung des Sonntags eingeht. Er stellt heraus, dass die Lebensordnung im Rhythmus von Ruhe und Arbeit zentral wichtig für die Gestaltung eines humanen Lebens ist. Daran schließt sich dann ein kurzer Abschnitt zu den Themen „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ an. Parzany verweist kritisch auf Initiativen des Ökumenischen Rates der Kirchen und vor allem auf Programme und Projekte der Vereinten Nationen. Er kritisiert, dass kirchliche Führungskräfte unter Hinweis auf globale Herausforderungen Problembereiche wie Homosexualität etc. in den Hintergrund schieben, um sie damit als ethisch weniger relevant zu kennzeichnen.
Im 9. Kapitel geht es um das elementare „Grundrecht auf Leben“, vornehmlich in Auseinandersetzung mit der Abtreibungsthematik. Parzany beschreibt die Entwicklung, die zu einer sehr weitgefassten sozialen Indikation in der Bundesrepublik Deutschland geführt hat und unterstreicht das Problem, dass angesichts der starken Emanzipationsbewegung der Frauen es heute zur ‚Political Correctness‘ gehört, die bestehende Abtreibungspraxis nicht mehr infrage zu stellen. Konkretisiert wird das Problem an dem Dilemma, in das Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte geraten, wenn sie nicht bereit sind, Abtreibungen vorzunehmen. Beschämend ist die Haltung der evangelischen Kirchen, die im Unterschied zur katholischen Kirche an der Liberalisierung des Abtreibungsrechts aktiv mitwirken und in ihren Krankenhäusern in großem Umfang Abtreibungen vornehmen. Allen, denen es um Lebensschutz geht, fällt die Evangelische Kirche in Deutschland durch ihre fragwürdigen ethischen Erklärungen und durch ihre politische Praxis in den Rücken. Ein weiteres Thema in diesem Kontext ist die „Sterbehilfe“, denn sowohl der Lebensanfang als auch das Lebensende des Menschen sind heute moralisch besonders umstritten. Hinsichtlich der Euthanasie werden in liberalen Gesellschaften theologische und soziologische Argumente ins Feld geführt, um zu demonstrieren, dass der Mensch ein Recht auf seinen selbstbestimmten Tod habe.
Die Problematik selbstbestimmter Existenz wird dann von Parzany noch einmal in einem eigenen Kapitel zur „Homosexualität“ aufgegriffen und vertieft. Erschreckend ist, dass die Evangelische Kirche in Deutschland unmittelbar vor der Abstimmung des Bundestages zur Frage der „Ehe für alle“ in einer EKD-Erklärung ihre Bereitschaft signalisierte, durchgängig dafür zu sorgen, dass die Trauung homophiler Paare in völliger Gleichstellung mit der kirchlichen Trauung stattfinden kann. Das Argument für die Homosexuellentrauung geht davon aus, dass die eindeutige biblische Kritik an diesen Lebensformen als nicht mehr relevant und zeitgemäß erscheinen. Durch verwinkelte historische Argumentationen wird in der derzeitigen Diskussion behauptet, es habe zurzeit des Apostels Paulus, also in der Antike, keine homosexuellen Beziehungen in unserem modernen Sinne gegeben. Von daher nehme Paulus auch nicht zu diesem Sachverhalt Stellung; und zwar ungeachtet seiner Äußerungen in Römer 1,18ff. Im Widerspruch zur gesamtprotestantischen Position ruft Parzany nun Pfarrer, Kirchenleitungen und Gemeinden nachdrücklich auf, im Konfliktfall zwischen staatlichen Regelungen und eigener Gewissensentscheidung auf jeden Fall dem an die Heilige Schrift gebundenen Gewissen den Vorrang zu geben. Deshalb muss prinzipiell jede Bereitschaft, homophile Paare zu trauen, abgelehnt werden. Das Argument der Nächstenliebe darf nicht dazu missbraucht werden, eindeutige Weisungen der Heiligen Schrift beiseite zu schieben. Als ein positives Beispiel des Umgangs mit der Thematik Homosexualität verweist Parzany auf das Bekenntnis eines anglikanischen Pfarrers, der homosexuell empfindet, auf einer Synode in London. Dieser bindet sich eindeutig an den Willen Jesu Christi und den biblischen Kanon. Deshalb lehnt er die Segnung homophiler Paare grundsätzlich ab.
Das letzte themenspezifische Kapitel des Buches nimmt noch einmal die Grundsatzfrage „Christen in der Demokratie“ auf. Parzany bekennt sich ohne Vorbehalte zur freiheitlichen Demokratie und dem damit gegebenen Pluralismus in der modernen Gesellschaft. Er ruft aber gerade deshalb eindringlich dazu auf, dass sich Christen im politischen Bereich als Bürger engagieren sollen. Klar ist, dass dabei Mehrheitsentscheidungen zu respektieren sind. Es muss allerdings deutlich gemacht werden, dass das, was der Gesetzgeber erlaubt, was also legal ist, nicht automatisch legitim, d.h. sittlich gerechtfertigt ist. Für Christen bedeutet dies in zunehmendem Maße, in der modernen Gesellschaft gegen den Strom zu schwimmen. Christen müssen ihre Gewissensentscheidungen innerhalb der Gemeinde durchhalten, auch dann, wenn die Mehrheitsgesellschaft ganz andere Wege geht. Der Konfliktbereich, der sich hinsichtlich des demokratischen Staates auftut, besteht darin, dass auch eine säkulare Demokratie auf vorgegebenen Wertsetzungen und ethischen Grundsatzentscheidungen aufbauen muss. Die Neutralität des Staates gegenüber den Religionsgemeinschaften kann nicht bedeuten, dass die Gesellschaft nicht einen gemeinsamen Kodex von ethischen Werten braucht, der von allen akzeptiert wird. Aber im Unterschied zu muslimischen Staaten, die eine sehr enge Verbindung von Glaubensgemeinschaft und Staat voraussetzen, müssen Christen an der Trennung von Kirche und Staat als einem elementaren Freiheitsrecht festhalten. Die biblische Aufforderung, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, muss demnach in vielen umstrittenen Einzelbereichen aktueller ethischer Debatten jeweils neu durchbuchstabiert werden.
Das Buch schließt mit einem „Appell“ zum mutigen Bekenntnis und greift in diesem Kapitel noch einmal anhand von biblischen Texten das fragile Verhältnis von Kirche und Staat auf. Neben der großen Freiheit des demokratischen Staatswesens bleibt die hohe Verantwortung von Christen, dem biblischen Wort zu gehorchen und als Gegengesellschaft in einem pluralistischen Umfeld am Bekenntnis festzuhalten.
Es ist nicht uninteressant, dass Parzany als Pfarrer der rheinischen Kirche an den Schluss seiner Ausführungen die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934 stellt. Hier ist historisch in der Auseinandersetzung zwischen Bekennender Kirche und der Ideologie des Nationalsozi
alismus – nicht zuletzt der sogenannten „Deutschen Christen“ – ein wegweisendes Wort verfasst worden. Dieses bietet in den Kontroversen der Gegenwart moralische Orientierung und theologische Klarheit.
Das Buch von Ulrich Parzany ist flüssig geschrieben, leicht zu lesen und dennoch schwergewichtig in seinen Inhalten. Der Appell „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ wird deutlich herausgearbeitet, an Beispielen belegt und differenziert dargestellt. Das gilt gerade auch dann, wenn Parzany Fehlentwicklungen innerhalb der christlichen Kirchen anspricht. Der Appell fasst gut das Anliegen des „Netzwerkes Bibel und Bekenntnis“ zusammen und eignet sich für die Auseinandersetzung mit dem kirchlichen Liberalismus und der säkularen Gesellschaft.
Rolf Hille