Neue Verpflichtung zur Evangelisation in Europa!

Vom 27. bis 30. Mai 2025 fand auf Einladung der Billy Graham Evangelistic Association im Berliner Marriott-Hotel der Europäische Kongress für Evangelisation statt, Unter den über tausend Teilnehmern aus 56 europäischen Länder und Gebieten waren auch etwa 150 Deutsche. Weil Franklin Graham, der Leiter der Billy-Graham-Gesellschaft, Präsident Trump unterstützt hat, wurde dieser Kongress von vielen in Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften in Deutschland kritisch betrachtet. Politische Meinungen sind vielen Christen bei uns leider wichtiger als das Jesus-Bekenntnis.

Ich habe den Kongress von Anfang an unterstützt und bin, nachdem ich ihn miterlebt habe, sehr dankbar für die Inspiration, Ermutigung und Orientierung, die durch diesen Kongress der Christenheit in Europa geschenkt wurde.
Der Kongress lieferte solide, biblisch gegründete Theologie der evangelistischen Verkündigung. Die Vorträge – im Wesentlichen Bibelauslegungen – der englischen Theologen Chris Sinkinson und Michael Reeves sowie des anglikanischen Erzbischofs von Sydney. Kanishka Raffel, legten das Fundament.

Franklin Graham eröffnete die Konferenz mit einem Vortrag „Der Befehl Gottes zur Verkündigung des Evangeliums“. Eine Serie von Vorträgen zeigten, was wichtig für die Verkündigung des Evangeliums ist: Das Kreuz Jesu Christi ist zentral, die Bibel ist grundlegend, Nachfolge in der Jüngerschaft ist entscheidend, das Verständnis der Verlorenheit der Menschen ist unerlässlich, ein Leben der Verkündigung in der Heiligung ist auftragsgemäß, der Heilige Geist befähigt zur Verkündigung des Evangeliums. Gute Vorbereitung der Verkündigung und ein Leben im Gebet sind nötig. Ein polnischer Pastor hielt ein fulminantes Plädoyer für die notwendige Zusammenarbeit von Gemeinden verschiedener Konfessionen in der Evangelisation, um die eigene Stadt und Region zu erreichen.
Ein Enkel Billy Grahams, Will Graham, selber ein begabter Evangelist, warb überzeugend dafür, in der evangelistischen Verkündigung eine konkrete Einladung zur Entscheidung für den Glauben an Jesus auszusprechen. Dabei zeigte er, dass es dafür verschiedene Möglichkeiten gibt, nicht nur eine.

Zwei Frauen waren die leuchtenden Beispiele für den Kampf, den wir heute in Europa zu bestehen haben. Dr. Amy Orr-Ewing ist eine überzeugende Vertreterin des Evangeliums in der intellektuellen Welt. Sie war Präsidentin des Oxford Zentrums für christliche Apologetik und lehrt jetzt an der Universität von Aberdeen. Und dann die frühere Innenministerin von Finnland, Dr. Päivi Räsänen. Ihr hat man in Finnland den Prozess wegen Hassrede gemacht, weil sie schlicht und einfach die biblischen Aussagen des Römerbriefs über homosexuelle Praxis als auch für heute gültig dargestellt hat. Ihr Fall wird nach zwei Freisprüchen auf Betreiben der Staatsanwaltschaft demnächst vor dem höchsten Gericht in Finnland wieder verhandelt. Was sagt es über das Klima in Europa, dass diese fröhliche Christin, die eine Liebe zu Jesus, dem Wort Gottes und den Menschen ausstrahlt, ausgerechnet der Hassrede beschuldigt wird. Wir spüren heute auch in Deutschland, dass Pastoren und Evangelisten die Schere der Selbstzensur im Kopf haben, um nur ja nicht in die Kritik von Lobbygruppen, Medien und leider auch – Gott sei es geklagt – Kirchenleitungen zu geraten.
Ich teile die Meinung des deutschen Rechtsanwaltes Dr. Felix Böllmann, der bei ADF International für Religionsfreiheit arbeitet, zum Prozess gegen Päivi Räsänen: „Deutschland sollte sehr genau auf diesen Fall schauen. Denn auch hierzulande werden Glaubensüberzeugungen zunehmend kriminalisiert. Damit wächst die Gefahr, dass die staatliche Justiz missbräuchlich zum Austragungsort für weltanschauliche Auseinandersetzungen gemacht wird. Solchen Tendenzen ist entschieden entgegenzutreten.“
Ein Höhepunkt der Konferenz war für mich der Abend mit dem Bischof der Afrika-Inland-Church im Sud-Sudan, James Lagos Alexander. Die Not und Qualen der Verfolgung, durch die dieser Mann mit seiner Kirche ging und geht, kann ich mit meinen Worten hier nicht angemessen wiedergeben. Seine Freude und Kühnheit zur Verkündigung des Evangeliums strahlte. Sein Thema lautete: „Wir müssen erkennen: Die Verkündigung des Evangeliums hat einen hohen Preis“. Pastoren, Prediger und Evangelisten, hört, hört!
Anschließend standen die über tausend Teilnehmer schweigend, während auf der großen Projektionsfläche langsam viele Hundert Namen von Märtyrern aus allen Jahrhunderten und Ländern bis heute, bekannte und unbekannte, gezeigt wurden. Ich habe geweint und meine Bereitschaft wurde erneuert, für die Verkündigung des Evangeliums von Jesus alles zu geben. Wir dienen dem König Jesus, der für uns alle den höchsten Preis am Kreuz gezahlt hat.
Ich habe bei diesem Kongress noch einmal in meinem Leben gelernt, dass die Liebe zu Jesus und die Leidenschaft, sein Evangelium unter die Leute zu bringen, mich mit Jesus-Nachfolgern aus allen Ländern und Kulturen verbindet – sogar mit solchen, deren politische Meinungen ich nicht teile.

Der Kongress schloss mit einer eindrücklichen Abendmahlsfeier. Zuvor hatten die Teilnehmer mit einem ihrem Amen für sich persönlich die Berliner Verpflichtung (Berlin Commitment) übernommen. Sie lag uns in Englisch vor. Da ich bislang keine autorisierte deutsche Übersetzung gefunden habe, erlaube ich mir hier meine Übersetzung anzubieten:
„Wir verpflichten uns dazu,

  1. Den einen, wahren und lebendigen Gott anzubeten: Vater, Sohn und Heiligen Geist (5.Mose 6,4);
  2. uns den Heiligen Schriften, dem unfehlbaren Wort Gottes als Grundlage unseres Lebens und unserer Verkündigung zu unterwerfen (2.Timotheus,16-17);
  3. das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden, der Gottes Sohn und unser Erlöser, der eine und einzige Retter der Welt, Gottes einziges Angebot zu unserer Rettung vor ewiger Strafe für Sünde in der Hölle ist (Apostelgeschichte 4,12);
  4. immer danach zu streben, in der Kraft des Heiligen Geistes zu verkündigen und zu dienen (Apostelgeschichte 4,29-31);
  5. beständig in persönlichem Gebet, Bibelstudium und Anbetung Gottes zu leben und auch Teil einer örtlichen Gemeinschaft von Gläubigen zu sein (Kolosser 3,16-17; Hebräer 10,25; Jakobus 4,10);
  6. dafür zu beten, dass Menschen aller Sprachen und Kulturen Zugang zum Evangelium und zur Bibel bekommen (Apostelgeschichte 1,8);
  7. als Alleinstehende und in der Ehe in Reinheit zu leben, für unsere Familien zu sorgen und unsere Kinder zum Herrn hin zu erziehen (Epheser 5,25; 6,1-4);
  8. in Demut vor Gott und unseren Mitmenschen zu leben, dem Hochmut, Stolz und angeberischer Selbstdarstellung abzusagen (Micha 6,8; Epheser 4,1-2);
  9. in allen Aktivitäten finanzielle Sauberkeit und Verantwortlichkeit zu bewahren, damit die Sache Jesu Christi nicht diskreditiert wird (1.Timotheus 6,10-11);
  10. den Notleidenden und Unterdrückten zu dienen, indem wir uns an die Barmherzigkeit und das Mitleiden Jesu erinnern (Jakobus 2,14-17);
  11. die örtlichen Gemeinden zu ermutigen, Christen in der Nachfolge Jesu zu stärken und zu fördern (Matthäus 28,19-20);
  12. in Einheit mit unseren Brüdern und Schwestern in Christus zusammenzuarbeiten (Johannes 17,23);
  13. andere für den Dienst der Evangelisation auszurüsten, besonders dafür zu sorgen, neue Gläubige an der Weitergabe des Glaubens zu beteiligen (Epheser 4,11-13);
  14. stark für die Verteidigung des Evangeliums einzutreten, gegründet auf der zeitlosen Autorität des unveränderlichen, unfehlbaren und irrtumslosen Wort Gottes, uns des kulturellen Kontextes, in dem wir unseren Dient tun, bewusst zu sein, ohne die Wahrheit zu vermischen und sie den wechselnden Winden von Lehren, sozialen Trends und dem, was „in den Ohren kitzelt“ und den Wünschen der Menschen entspricht, anzupassen (Epheser 4,14; 2.Timotheus 4,3).

Mit dem Wissen, dass wir ohne Jesus nichts tun können, übernehmen wir diese Berliner Verpflichtung und beten vertrauensvoll um Seine Hilfe. Wir verpflichten uns, Mitarbeiter in der Verkündigung des Evangeliums im Gebet zu unterstützen. Wir bitten um Gebet und Unterstützung für alle Christus-Nachfolger, damit der Dienst der Evangelisation in Europa gefördert, die Kirche aufgebaut und Gott in immer größerem Maße verherrlicht wird, bis der Herr Jesus wiederkommt.“
Ulrich Parzany